8. *IRAN* ….. gefangen im Paradies?



über den Haselnußfeldern in Ordu
Die letzten Tage in der Türkei sind angebrochen. Nähe Trabzon, unser letzter Halt am Schwarzmeer, wollen wir noch beim Sümela Kloster vorbeischauen. 40km Umweg für ein Kloster das vor 600 Jahren Christen in die Felswand gebaut haben, nehmen wir in Kauf, nur leider ist es geschlossen, was uns erst der
Ticketverkäufer am Eingang zum Parkplatz mitteilt.

Sümela Kloster in der Felswand ...
Danke Susi .....
Entlang der Schwarzmeerküste fahren Remo und ich an unendlich vielen Feldern mit Haselnußsträuchern Richtung Osten. Wir folgen in Ordu dem  Cablecar hinauf auf einen Aussichtpunkt, der wie alle Ausflugsziele am Wochenende brechend voll ist.
Noch am selben Tag folgen wir der Stimme von Susi, unsere freundliche richtungsweisende Dame von Maps me, ins Landesinnere. Etwas blauäugig wie wir später feststellen, leitet sie uns doch immer wieder über Straßen, die wir so nicht fahren würden. In diesem Fall mag es wohl der kürzeste Weg sein, dass wir aber von Meeresniveau bis auf 2640m hinauf fahren und in der Folge 3 weitere Pässe über 2000m überwinden, verschweigt sie uns.
Mt. Ararat .... über 5000m hoch
aber wir sind schon auf 2000m
im Grenzgebiet frei zu stehen
ist vielleicht etwas unklug ...
Dogobayaz, die Grenzstadt im Osten der Türkei zum Nachbar   Mount Ararat, über 5000 Meter hoch, über uns wacht.  Während wir noch was kochen, schauen  2 Jungs auf einem Esel vorbei. Wir sind freundlich und geben ihnen Schokolade, was anscheinend  nicht reicht …. Sie wollen Geld. Wir geben Ihnen klar zu verstehen, dass Sie kein Geld bekommen, worauf Sie nach längerem Einforderung das Weite suchen. 12 Stunden später, am nächsten Morgen stehen Sie mit ihren Freunden und einer riesigen Rinderherde neben MrRolli und wecken uns mit Zurufen auf. Wir quälen uns aus dem Bett, packen zusammen und fahren ab. Einer der Jungs nimmt all seinen Mut zusammen, springt uns nach und schlägt mit seinem Hirtenstock ein Zusatzlicht von MrRolli kaputt. Wir bleiben kurz stehen, aber bevor die Situation eskaliert, Steine fliegen oder andere Waffen ausgepackt werden, suchen wir das Weite. An einer nahegelegenen Tankstelle beruhigen wir uns zuerst und bereiten uns für die Grenze vor.

Hunderte LKW`s warten auf
die Zollabfertigung
Einige Kilometer vor dem Grenzübergang werden wir mit hunderten LKW`s konfrontiert, die so scheint es, auf die Abfertigung warten. >>Des kanns jetzt aber ned si, oder - echt an scheiß Tag<< Wir machen es den anderen einfach gleich und fahren auf der Fahrspur des Gegenverkehr an allen vorbei …. Kilometer um Kilometer, Wahnsinn, die müssen ja mehrere Tage hier stehen.
Ganz anders als erwartet, wir werden an der türkischen Seite von einem netten Herrn empfangen,  der uns durch das ganze Prozedere hindurch leitet. Innerhalb von nur 30 Minuten haben Remo & Ich  die Formalitäten auf der türkischen Seite erledigt … danke netter Mann. Ok, am Ende fordert er uns auf, für seine Dienste Geld bei ihm zu wechseln, was wir aber nicht wirklich wollen. Die Überreste der türkischen Lira sind wir dann doch bereit einzutauschen aber der Betrag den er uns geben will,  kann niemals richtig sein. Nach langem hin&her korrigieren wir den Betrag um das zehnfache und wir sind bereit die Geldreste aus der Türkei einzutauschen.
Das Stahltor geht auf, wir fahren durch und sind im Iranischen Niemansland. Es dauert nicht lange und wieder kommt ein netter Herr angelaufen der uns überall durchbegleitet. Unser Auto wird kurz durchgecheckt, ein paar Kisten müssen wir öffnen, die Fahrgestellnummer wird kontrolliert. Die Frage ob unsere Wasservorratsflaschen im Auto, wohlgemerkt 30 Liter, Alkohol enthalten, verneinen wir natürlich. Alkohol ist im Iran streng verboten! Wie das Remo überstehen wird ohne `Saeftyschluck` jeden Tag, ist uns völlig unklar.

Jetzt brauchen wir nur noch eine Versicherung für unseren MrRolli, die Gültigkeit der Europäische Autoversicherung endet mit dem Verlassen der Türkei.  Der nette Herr begleitet uns mit seinen 2 Freunden zu einem anderen Freund der zufällig Autoversicherungen verkauft. Wir sind natürlich schon etwas skeptisch, aber das Schauspiel  `Good Cop, Bad Cop` hat erst angefangen. Die Versicherung die Anfangs 600 Dollar kosten soll, reduziert sich plötzlich auf 200 Dollar.  Immer noch viel zu teuer, wir machen Ihnen klar, dass wir maximal 50 Dollar zahlen, so wie wir es im Internet recherchiert haben. Das wird nix, nach kurzem hin&her zahlen wir eine kleine Servicepauschale und wir ziehen weiter. Uns fehlt immer noch ein Stempel, um dass Niemansland verlassen zu können. Flux, vor der letzten Schranke in die Freiheit kaufen wir bei  `Iran Insurance` ein Versicherung für die nächsten 30 Tage um 80 Dollar. Immer noch viel zu teuer, aber eine andere Möglichkeit scheint es derzeit nicht zu geben. Die Schranke geht auf, wir sind im Iran, nach so einem Tag kann es nur noch besser werden!
Fingerabdruck für eine
SIM Karte!
Gleich in der ersten Stadt kaufen wir eine SIM Karte für unser Mobiltelefon. Da ich zufällig Remo seinen Pass vorgezeigt habe, muß auch er einen Fingerabdruck abgeben, was ihn dann doch ein wenig verunsichert.

Remo und ich wissen, die Gesetze im Iran sind sehr strikt. Alkohol ist gänzlich verboten, Frauen müssen Kopftuch tragen, Internet ist teilweise gesperrt, Satelittenfernsehen ist nicht erlaubt…. eigentlich ist so ziemlich alles seitens der Regierung verboten was auf der restlichen Welt erlaubt ist und Spaß macht.
Anfangs sind wir uns unsicher, wie wir mit den geltenden Gesetzen umgehen sollen, aber wie es sich später zeigt sind die Irani`s Meister im Spagat zwischen Verbotenem und Erlaubtem.

mit Farshad in Tabris ...
Handgeknüpfte Teppiche aus
Tabris - viel zu teuer für uns!
Hamid, den wir nähe Tabriz kennen lernen, ist da noch etwas  Remo und ich sind verblüfft und traurig zugleich, so viele hoch intelligente junge Menschen die wir treffen, deren Zukunft durch eine starrköpfige, islamisch geprägte Regierung zerstört wird. Die Wege nach Europa sind vielfältig, legal oder auch illegal als Flüchtling. In den Straßen von Abyek treffen wir einen Iraner, der bereits in Österreich war. Er wurde als Flüchtling nicht
mit Abolfazl - der Zigeuner Dorf-
vorsteher und seinem LKW
anerkannt und folglich wieder abgeschoben. Unabhängig von solchen Geschichten, will sich Meysam nicht davon überzeugen lassen, dass dies ein gefährlicher und fast aussichtsloser Weg ist, um in Europa Fuß fassen zu können.
zurückhaltender. Aber mit steigender Bildung scheint der Hunger
wir wussten nicht dass alles im Pool
badet, auch alle Tiere der Farm ..
nach Europa fast ungebremst zu sein, wie uns Farshad klarmacht.
ich durfte auch ans Steuer ...
Ist es die fehlende Reisefreiheit oder das falsche Bild vom vermeintlich reichen
Europa? An den Verboten der Regierung kann es nicht wirklich liegen. Jeder beklagt sich darüber, aber was in der Öffentlichkeit nicht erlaubt ist, findet einfach hinter verschlossenen Türen zuhause statt. In den Geschäften können wir alles finden was dem
aktuellen Trend entspricht, die Lebensmittelregale sind zum Bersten voll mit allem was man sich vorstellen kann. Sind die Menschen hier im Paradies gefangen?
kurzer Halt bei einer Hochzeit ...
Am Kaspischen Meer treffen wir die 10jährige Maria mit ihrer Familie. Sie sind von Tehran 500 Kilometer an die Küste gefahren und verbringen hier ihren Urlaub und scheinen im
Ganzen glücklich zu sein. Für ihr Alter ist Maria sehr aufgeweckt, wir sind überrascht wie gut sie Englisch spricht und wieder, Maria hat einen Onkel der in Deutschland lebt ………
Remo und ich sind etwas überfordert. Der ungebrochene Wunsch der Menschen nach Europa zu gehen und die Blindheit was sie dafür opfern.


Wie es uns sonst im Iran ergeht …. 10 Fakten zu unserer ersten Woche im Iran:

1. Wenn wir irgendwo stehen bleiben vergehen keine 5 Minuten und wir werden angesprochen, zum Tee oder gleich nach Hause eingeladen;
2.. Oftmals sind wir sogar froh, kein Farsi zu sprechen, sonst würde man uns 24h belagern;
3.Praktisch keiner hält sich an die Gesetze im Straßenverkehr, oder hat da die Regierung ausnahmsweise keine Vorschriften gemacht;
4.Iran zählt zu den sichersten Ländern auf der Welt. Aber keiner von Ihnen traut sich an einem öffentlichen Strand zu übernachten;
5.Im Iran zahlen Ausländer für einen Liter Diesel 0,12€. Einheimische sogar nur 0,06€/Liter;
6.Das Wasser vom kaspischen Meer (das eigentlich der größte See der Erde ist) ist `soach lau`
7.Beim Geld wechseln, bekommen wir 20% mehr als die internationalen Währungskurse angeben. Der Hunger nach ausländischer Währung muss riesig sein;
8.Iranisches Brot gleicht einem Wettex. Schaut nicht nur so aus, es schmeckt auch so;
9. Irani`s  sind verrückt nach Coachsurfer. So viele Einladungen haben wir noch nirgends bekommen. Leider sind auch immer mehr Tourguides darunter, die Geld verdienen wollen;
10.Wir fühlen uns sau wohl und sind auf die nächsten 20 Tage gespannt ….., aber ihr kennt das, das ist eine ……….

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