10. *PAKISTAN* ….. zu Hause bei den Taliban, welcome !

.... den haben sie wohl erwischt :-(
Quetta - Verwaltungssitz von Belutschistan im nördlichen Zentralpakistan, ist laut den USA Hauptsitz der Taliban und IS Anführern.
Anschläge, Touristenentführungen, Selbstmordattentäter ….. kaum ein Monat vergeht, ohne ein Bericht über unzählige Tote und Verwundete zu lesen.

Remo und ich verbringen die letzte Nacht im Iran, in Zahedan 100 Kilometer vor der Grenze zu Pakistan. Vielleicht ist es kein guter Zeitpunkt, um im Internet die letzten Anschläge in Belutschistan zu recherchieren. Wir beruhigen uns gegenseitig, daß  im iranischen Straßenverkehr rund 80 Personen pro Tag sterben!
Wir brechen frühzeitig auf, bereits um 7 Uhr sind wir zügig Richtung Grenze unterwegs. Beim letzten Checkpoint, keine 10km von der Grenze entfernt, bekommen wir bereits im Iran den ersten Begleitschutz. Ein Pickup, 4 Militärs mit Kalashnikovs und schwerem Maschinengewehr.
Auf der iranischen Grenzseite werden Remo & ich von einem netten Herrn durchbegleitet, seines Zeichens `Iran Tourist Manager`.  Seine schlechten Erfahrungen mit russischen und deutschen Touristen lässt er freien Lauf. >> Russia Tourist are mother fucker, half German Tourist  mother fucker << na dann sind wir froh, dass wir aus Österreich sind.
An der pakistanischen Grenze werden wir mit Tee und Wasser begrüßt, bevor uns unser `Levi` in Empfang nimmt. `Levis` sind die persönlichen Leibwächter, die uns in den nächsten Tagen von Checkpoint zu Checkpoint und von Hotel zu Hotel begleiten werden und dabei für unseren persönlichen Schutz sorgen sollen. Eine Reise durch die Provinz Beluchistan ist  nur mit Polizeieskorte erlaubt, die kostenlos seitens der pakistanischen Regierung gestellt wird.
Es ist bereits 12 Uhr Mittags, der Dokumentenkram ist soweit erledigt, wir haben aber die Hoffnung am selben Tag weiterzukommen  bereits begraben. Zu unserer Überraschung brechen wir wenige Minuten später Richtung Dalbandin auf, mehr als 300 Kilometer entfernt, dabei müssen wir bei Tageslicht ankommen, Nachtfahrten sind viel zu gefährlich!

>> Go, go, go << immer wieder fordert der Levi in unserem Auto mehr Speed. Die Straßen sind unberechenbar. Mal trügerisch eben und für 100 Km/h gut, dann wieder ohne Vorwarnung eine Schlaglochpiste die MrRolli alles abverlangt. Am schlimmsten sind Geschwindigkeitsbarrieren, die mit dem Asphalt bis zur Unkenntlichkeit verschmelzen und ohne Vorwarnung beim zügigen Überfahren so ziemlich alles am Auto beschädigen was möglich ist. Das ständige anfeuern, das Gaspedal durchzutreten verunsichert uns. Wir haben keine Ahnung ob es so gefährlich ist, oder ob der Levi nur zu seinem Abendessen rechtzeitig zu Hause sein will.
immer wieder werden die
Daten im Buch eingetragen ....
Ständig passieren wir Checkpoints bei denen die Levis ausgetauscht werden. Remo trägt unsere persönlichen Daten immer wieder in das Grenzbuch ein, dabei fallen uns 2 Italiener auf, die vormittags die gleiche Strecke hinter sich gebracht haben. Ob wir sie am Abend treffen?
Auf einer Polizeistation fällt uns ein ausgebrannter Pickup mit Einschusslöchern auf. Zwei Terroristen, wurden von den Levis getötet. Wie effektiv die Levis aber wirklich sind, ist schwer zu beurteilen ….. was soll`s, wir können es uns eh nicht aussuchen.
Es dämmert bereits. Erschöpft erreichen wir unser Hotel in Dalbandin und siehe da, im abgeriegelten Innenhof parkt ein fettes, großes Wohnmobil, die Italiener - Cinzia und Luca J aus Milano. Die Polizei gibt uns zu verstehen, dass wir aus Sicherheitsgründen das Hotel nicht verlassen dürfen.
Der erste Tag in Pakistan neigt sich zu Ende, völlig erschöpft sitzen wir noch ein wenig im Innenhof des Hotels und genießen unser erstes Chicken Bryani. Dabei bemerken wir, dass sich Pakistan sehr indisch anfühlt, inklusive den ersten Verdauungsproblemen in der folgenden Nacht.
7Uhr30 – zeitlich verlassen wir das Hotel mit dem Ziel Quetta, Hochburg der Taliban und IS. Die Begeisterung hält sich bei allen in Grenzen, aber es führt kein Weg vorbei, in Quetta müssen wir das notwendige Dokument, das NOC, für die Weiterreise beantragen.
Immer wieder machen wir an Checkpoints halt, um dabei die Levis auszutauschen. Teilweise funktioniert das überraschend gut und fließend, teilweise warten wir gefühlte Ewigkeiten, bis die neue Eskorte auftaucht. In der Regel fährt ein Pickup oder Motorrad mit den bewaffneten Levis voraus, oder bei Mangel an Beidem einfach in einem unserer Autos mit. Allen Möglichkeiten gleich, ist die Tatsache, dass der Lauf der Waffen meist auf uns gerichtet ist und wir beim Hinweis darauf dies zu ändern, dies meist in großem Gelächter endet >> don`t worry, you are safe <<.
Abends erreichen wir Quetta. Die letzten Meter zur Polizeizentrale quetschen wir uns durch den Abendverkehr. Immer wieder macht die Polizei die Sirene an, womit uns die ganze Aufmerksamkeit sicher ist. Nach den letzten Barrieren wo sich Luca und Cinzia mit ihrem fetten Wohnmobil durch quetschen, stehen wir auf einem freien Feld in dem abgeriegelten Polizeibezirk.


Die Tatsache, dass auf dem angrenzenden Feld Kinder spielen, das Zentrum des Platzes ein kleiner Friedhof ziert und eine Horde Ziegen sich auf dem gegenüberliegenden Müllplatz breit machen, lässt uns an der Sicherheit ein wenig zweifeln. Mr. Muhammad der Chef der örtlichen Polizei erkennt das gleich und zeigt uns Bilder von anderen Reisenden, die am selben Ort Halt gemacht haben. Darunter ist auch die französische Familie mit ihren zwei kleinen Kindern, die wir bei einem Checkpoint kurz getroffen hatten und uns gerade mal 2 Minuten unterhalten konnten, bevor es wieder hieß  >> go, go, go <<

Tags darauf, Luca und ich werden mit 2 Stunden Verspätung, dafür mit Polizeiauto und Sirene ins Home Office gebracht, wo wir das NOC, das notwendige Reisedokument für die nachfolgenden Städte beantragen. Der bürokratische Ablauf gleicht einem Spießrutenlauf. Wir durchlaufen 5 verschiedene  Büro`s, wobei immer wieder Stempel und Unterschriften auf das Dokument gesetzt werden, bis wir schlussendlich unser NOC in den Händen halten.

ich, im roten T-Shirt und
mit rotem Kopf :-)
Für eine Weiterfahrt ist es mittlerweile zu spät. Als Luca und ich zu den Auto`s zurückkehren, sehen wir Remo & Cinzia umringt von vielen Kindern. Was bereits vormittags begann, wiederholt sich über den ganzen Tag. Es bleibt ein ständiges Kommen und Gehen. Dabei amüsiert sich Remo mit den wirklich liebenswerten Kindern und ich gebe mein Bestes bei einem abendlichen Fußballspiel. Luca schmeißt noch den Pizzaofen an und so endet der erlebnisreiche Tag bei einem gemütlichen Beisammen.
6 Uhr früh, wir wollen zeitig Quetta verlassen. Mr. Muhammad hat uns extra darauf hingewiesen, frühzeitig aus der Stadt rauszukommen, aber irgendwie schläft noch alles, nur wir sind abfahrbereit. Die Polizeizentrale, die 24 Stunden besetzt sein soll, macht erst nach dem dritten, vehementen Klopfen auf und schafft es dann, dass die Eskorte um 7Uhr30 erscheint und uns aus Quetta raus begleitet.
idüllisches Sukkur ....
Der weitere Ablauf bis nach Sukkur gleicht dem vorangegangenen Tag bis auf kleine Unterschiede. Luca fährt kurzzeitig auf der falschen Fahrbahnseite, es herrscht Linksverkehr in Pakistan! Liegt Quetta auf kühlen 1700 Metern Seehöhe, wird’s in Sukkur nahe Meeresniveau tropisch schwül. In keiner Stadt zuvor hat Remo so viele Fotos von zerschundenen Eselskarren gemacht, wie in Sukkur.
wenn es unten nicht Platz hat, 
dann halt auf dem Dach :-)
Wieder einmal erreichen wir erschöpft am Abend unser Hotel, 80 Kilometer vor Sukkur. Wir sind raus aus Belutschistan, also gratulieren wir uns gegenseitig zur wiedererlangten Freiheit. Luca will gleich hinaus aus dem Hotel um am Markt einzukaufen, aber es dauert keine 5 Minuten bis er niedergeschlagen zurückkehrt. Die Security hat in am Markt abgefangen und zurückbegleitet. Wir begreifen, der Polizeischutz endet erst am nächsten Tag an der Stadtgrenze.
Tags darauf, erreichen wir die Stadtgrenze und sind endlich frei. Die Polizeieskorte bleibt kurz stehen und verabschiedet sich, das war`s.  Endlich geht’s in unserem Reisetempo weiter. Falsch gedacht! Keine 40 Kilometer weiter, überholt uns mit Sirenengehäul ein Polizeiauto und stoppt uns. Wir versuchen alles, aber es hilft nichts, sie wollen uns eskortieren. Gibt’s das? Die kleben an uns wie die Fliegen an der Scheiße L
Eine Stunde später an der nächsten Bezirksgrenze sind wir dann endgültig ohne Eskorte, endlich! Auf dem Weg nach Multan hat Cinzia noch eine Sehenswürdigkeit gefunden , `Uch Sharif`. Hört sich toll an, aber entpuppt sich leider als fahrtechnische Sackgasse. Die Zufahrtsstraße gleicht einer riesigen Baustelle, nur dass die Arbeiten wohl vor Monaten eingestellt wurden. Alles Fragen führt zu keinem Erfolg, genervt drehen wir um. Wir entschließen uns an einer Tankstelle zu übernachten, wobei erst die Dritte dem zustimmt. Bilal Bilal, der Tankwärter, ist sowas von nett und besorgt uns auch noch ein Abendessen.
Remo und ich schlafen tief und fest. Wir bekommen nichts davon mit, dass in der Nacht die Polizei bei Luca & Cinzia anklopfen und uns auffordern, in einem Hotel zu übernachten. Ausländern ist es in Pakistan nicht erlaubt, außerhalb eines abgesicherten Hotels zu nächtigen. Erst nach einer halben Stunde und unzähligem Nachfragen bei Vorgesetzten, lassen Sie uns an der Tanke weiterschlafen, danke Luca für deinen Einsatz!
Tag 6 in Pakistan. Wir haben uns vorgenommen heute den 500 Kilometer entfernt gelegenen  Grenzübergang nach Indien zu erreichen. Das sollte durchaus machbar sein ….. aber die ersten Kilometer verheißen nichts Gutes. Riesige Krater in der Straße, voll mit Wasser, schneller als Schritttempo ist nicht möglich.
Heilfroh erreichen wir nach einer halben Stunde den National Highway. Endlich machen wir Kilometer um Kilometer. Dank `Eid ul Adha` - dem Höhepunkt des Hadsch, sind die Straßen wie leergefegt. Wagha Boarder, der Grenzübergang zu Indien rückt in greifbare Nähe und nach 8 Stunden Fahrt, wir können es selbst kaum glauben, reisen wir in Indien ein!
Der indische Zoll nimmt es bei der Einreise überaus genau, und checkt sogar MrRolli seine Hohlräume mit einem Endoskop …. huch Glück gehabt, dass da nie einer was versteckt hat. Zeitgerecht schaffen wir es dann noch zu der Grenzzeremonie.
.... die indische Grenzseite
Seit der Abspaltung Pakistans von Indien 1947, ist das Verhältnis beider Länder mehr als angespannt, was sich in der täglichen Grenzschließung wiederspiegelt. Wo wir vor wenigen Stunden die Grenze passiert haben, versammeln sich auf beiden Seiten unzählige Schaulustige um das Fahneneinholen der Garden beider Länder zu beobachten. Eine schauspielerische Machtdemonstration, die auf jeden Fall sehenswert ist!
Es ist bereits stockfinster, aber die Nacht wollen wir nicht auf dem Besucherparkplatz verbringen. Es nutzt nichts, wir stürzen uns in den indischen Nachtverkehr und erreichen eine halbe Stunde später Mr. Bandari`s Guesthouse, eine grüne Oase, am Stadtrand von Amritsar inklusive Pool!


Wir beschließen ein paar Tage Rast einzulegen um länger aufgeschobenes erledigen zu können.
Luca bekocht uns täglich mit allerlei Köstlichem. Frisch gebackener Apfelkuchen, Pizza und absoluter Höhepunkt sind die selbstgemachten Gnocci`s!

Leider stellt sich in Indien heraus, dass wir unsere Pässe für notwendige Visaanträge nicht versenden dürfen. Für Dokumentenversand aus Indien benötigt man eine gesonderte Bewilligung die nur in Delhi erhältlich ist und selbst dann weigern sich viele Firmen (darunter auch DHL), diese anzunehmen und zu versenden.
Kurzerhand entscheiden wir uns, ins 1700 Kilometer entfernte Kathmandu, die Hauptstadt Nepals zu fahren, um dort die notwendigen Visa`s direkt zu beantragen. Was die indische Bürokratie verhindert, hoffen wir in Nepal lösen zu können. Drückt uns die Daumen!

Kommentare

  1. Hallo Ihr 2 !! Bin ja schon froh wieder von euch zu lesen !! Ich finds ja echt spannend was ihr so erlebt !! Wahnsinn !! Viel Spaß und Ausdauer ;-) weiterhin freu mich schon wieder von euch zu lesen !!
    Ganz a liabs Grüasle us am Ländle
    Helene samt Anhang

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